Immer nur Tulpen und Narzissen? Wie langweilig!

Jetzt ist die beste Zeit, um Blumenzwiebeln zu pflanzen, wie zum Beispiel Frühlingsstern (Triteleia). Das Angebot ist groß, der Boden warm und noch macht die Arbeit im Freien viel Freude
Was gibt es Schöneres, als zum Ende der Saison schon wieder den Start ins neue Gartenjahr zu planen? Die Zutaten für einen gelungenen Auftakt liegen be-reits überall in den Gärtnereien und Gartencentern aus: Blumenzwiebeln in Hülle und Fülle, eine bunte Vielfalt an Arten und Sorten, Formen und Farben. In vorderster Reihe: die üblichen Frühlingszierden – Tulpen, Narzissen, Schneeglöckchen, Krokusse, Hyazinthen… Doch schauen Sie mal in den Körben weiter hinten. Hier sind die eigentlichen Schätze des Frühlings ver-steckt: Zwiebelblumen, die man weit-aus seltener in den Gärten sieht und deren Sortiment vielleicht nicht ganz so umfangreich oder peppig bunt daher-kommt. Dafür besitzen die „Hinter-bänkler“ andere, mindestens genauso wünschenswerte Qualitäten wie etwa Langlebigkeit, Durchsetzungsvermögen oder eine besonders auffällige oder fili-grane Blüte. Machen Sie mit uns eine kleine Entdeckungstour durch die bunte Welt der Zwiebelblumen und vielleicht ziert ja die eine oder andere Besonderheit schon im nächsten Jahr Ihren Frühlingsgarten.
So gelingt's
Damit aus Blumenzwiebeln schöne Zwiebelblumen werden, sollten Sie …
… Ihre Einkäufe möglichst bald unter die Erde bringen. Vor allem Zwiebeln mit dünner Außenhaut wie die der Kaiserkronen, Hundszahn-lilien oder Schachbrettblumen trocknen bei zu langer Lagerung stark aus und lassen sich dann kaum wieder zum Leben erwecken.
… lieber etwas tiefer pflanzen. Als Faustregel gilt: Blumenzwiebeln wollen mindestens zweimal so viel Erde über sich haben, wie sie selbst hoch sind. In leichten Sandböden darf die Pflanztiefe sogar drei bis vier Zwiebellängen betragen.
… als Starthilfe gleich eine dünne Schicht Kompost auf die Pflanzstelle streuen und leicht in den Boden einharken. Während des Winters sickern die im Kompost enthaltenen Nährstoffe in den Wurzelbereich und stehen dann pünktlich zum Frühjahrsaustrieb bereit.
… Zwiebelblumen ab dem zweiten Frühjahr, sobald das erste Grün aus dem Boden spitzt, regelmäßig düngen – am besten wiederum mit Kompost, dem man, damit die Zwiebeln schön fest bleiben, eine kleine Portion Kaliumdünger, zum Beispiel Patentkali oder Holzasche, beimischt.
… das Laub nach der Blüte nicht abschneiden, sondern langsam vergilben lassen. So können alle für die Pflanze wichtigen Substanzen aus den Blättern zurück in die Zwiebel verlagert werden und stehen im nächsten Frühjahr wieder für den frischen Austrieb zur Verfügung.
Und wann wird gepflanzt?
Je früher, umso besser! Sobald die ersten Zwiebeln in den Gärtnereien angeboten werden, können Sie loslegen. Oft beginnt der Verkauf bereits im Spätsommer, wenn der Boden noch angenehm warm ist. Zwiebeln, die jetzt gepflanzt werden, wachsen besonders gut an und schlagen sofort kräftig Wurzeln. Der letzte mögliche Pflanztermin hängt von der Witterung ab. Wenn der Winter auf sich warten lässt und der Boden nicht gefriert, kann man durchaus noch im Dezember einige Nachzügler legen. Spätestens im Januar sollten alle Blumenzwiebeln unter der Erde sein und die Winterkälte spüren. Denn nur dann entstehen im Innern der Zwiebel die Blütenanlagen. Ohne Kältereiz treiben die Pflanzen im Frühjahr zwar frischgrün aus, denken aber nicht ans Blühen.
Puschkinie
Blausternchen? Schneeglanz? Weder noch! Die kleinen weißen Blüten mit zartblauem Mittelstreifen gehören der Puschkinie (Puschkinia scilloides var. libanotica), einem ebenso robusten wie bezaubernden Zwiebelblümchen aus dem Libanon. Genau wie Blausterne und Schneeglanz eignen sich Puschki-nien prima zum Verwildern. Besonders rasch erobern die grazilen Märzblüher sonnige und halbschattige Plätze, etwa Blumenrasen, Wiesenflächen oder Gehölzränder.

Ihre lange Blütezeit von März bis weit in den April machen Puschkinien zu sehr wertvollen Gartenzierden

Gemeinsam mit dem ebenso ausbreitungswilligen Schneeglanz tupfen Puschkinien im Frühjahr den Rasen weißblau
Schachbrettblume
Sie besitzen einen Gartenteich mit frischfeuchtem Uferrand? Dann ist die Schachbrettblume (Fritillaria meleagris) die ideale Besetzung! In der Natur sieht man die charmante Wildpflanze leider nur noch sehr selten. Holen wir sie des-halb in unsere Gärten und geben ihr hier ein Refugium, in dem sie sich wieder ausbreiten kann. Das markante Ka-romuster, dem die Schachbrettblume ihren Namen verdankt, kommt vor allem in den purpurfarbenen Spielarten gut zu Geltung. Sorten, die im April und Mai reinweiß erblühen, schimmern dafür umso schöner.

Schachbrettblumen lieben feuchten Boden – deshalb vom Austrieb bis zum Einziehen nach der Blüte regelmäßig gießen!

Auch in der Natur kommen weiß blühende Schachbrettblumen ab und an vor. Die weißen Gartensorten heißen 'Alba' und 'Aphrodite'
Hundszahn
Forellenlilie klingt zwar schöner. Doch der geläufigere Name für Erythronium ist Hundszahn, eine Bezeichnung, die die anmutige Frühjahrslilie ihren Fang-zahn-ähnlichen Zwiebelchen verdankt. Überall, wo der Boden nicht allzu tro-cken ist, gerne auch im Schatten oder Halbschatten, fühlt sich die Pflanze wohl. Ihre an Türkenbundlilien erin-nernden, je nach Sorte gelben, weißen oder rosafarbenen Blüten erscheinen ab April und zieren bis in den Mai hi-nein den Garten.

Einmal eingewachsen, sind Hundszähne sehr frostfest. Im ersten Winter sollte man sie jedoch mit einer Laub-decke schützen

Im dunkleren Halbschatten und Schatten kommen weiße Spielarten des Hunds-zahns besonders schön zur Geltung
Kaiserkrone
Am besten bewundert man sie von Weitem. Dann wirkt die bis zu einem Meter hoch aufragende Kaiserkrone (Fritillaria imperialis) nicht nur besonders majestätisch. Man entgeht auf diese Weise auch ihrem etwas unangenehmen Geruch – wobei die ab April erscheinenden gelben und orangefarbenen Blütenglocken längst nicht so „stinken“ wie die Zwiebeln! Kaiserkronen lieben einen nährstoffreichen, sommers wie winters mäßig feuchten Boden. Wo wenig Regen fällt, ist die Persische Kaiserkrone (Fritillaria persica) eine gute Alternative. Ihre Zwiebeln mögen’s warm und trocken. Auf durchlässigen Sandböden fühlt sich die Pflanze be-sonders wohl, will aber gleichzeitig mit nährstoffreichem Kompost ordentlich versorgt sein.

Dem grünen Blattschopf oder „Krönchen“, das auf jedem Blüten-stand thront, verdankt die Kaiser-krone ihren Namen

Um Blütenanlagen fürs Folgejahr zu bilden, benötigt die Persische Kaiserkrone unbedingt einen warmen, trockenen Sommer
Zwiebeliris
Schwertlilien oder Iris, die nicht aus Rhizomen, sondern aus Zwiebeln sprießen? Ja, die gibt es! Sogar einige und darunter ganz besonders hübsche wie die Zwerg-Iris (Iris histrioides/I. reticulata), eine nur 10 bis 15 cm hohe, oft schon im Februar blauviolett blühende Frühstarterin. Etwas später, von März bis April, präsentiert die Geweih-Iris (I. bucharica) ihre creme-weiß-gelben Blüten. Die Großartige Iris (I. magnifica) folgt Mitte April – ganz elegant in kühlem Weiß. Die größte Auswahl an Farben bietet ab Mitte Mai Iris hollandica, die bunte Holland-Iris, die man auch als Schnittblume sehr schätzt. Sämtliche Zwiebeliris-Arten gedeihen am besten in warmen, sonnigen Lagen auf nicht zu schweren und absolut staunässefreien Böden.

Da ihre Zwiebeln von einer netzartigen Hülle umgeben sind, wird die Zwerg-Iris auch „Netzblatt-Iris“ genannt

Bis zu sechs große Blüten kann die bezaubernde Geweih-Iris an einem Stängel hervorbringen

Die Großartige Iris stammt aus Zentral-asien, wo sie im Hochgebirge auf Kalkschotterhängen wächst

In raueren Lagen sollte man die etwas empfindliche Holland-Iris während des Winters mit einer Laubschicht abdecken
Frühlingsstern
Gleich zweimal findet sich der Früh-lingsstern im herbstlichen Blumenzwiebel-Sortiment. Der eine, Ipheion uniflorum, stammt aus Südamerika, wird nur etwa 15 cm hoch und blüht ab April in hellem Lilablau. Der andere mit dem botanischen Namen Triteleia laxa, ist in Nordamerika daheim und öffnet seine lang gestielten, leuchtend blauen Sternenblüten frühestens im Juni. Beide haben die gleichen Standortwünsche: Viel Sonne, ein sandiger, eher trockener Boden und eine dicke Laubdecke als Winterschutz.

Ipheion uniflorum, der Frühlingsstern aus Südamerika, blüht viele Wochen lang – auch bei regnerischem und kaltem Wetter!

Ein „Frühlingsstern“, der erst im Frühsommer erblüht: die blaue Triteleia laxa aus Kalifornien und Süd-Oregon
Prärielilie
Wer will, kann die Zwiebeln der Essbaren Prärielilie (Camassia quamash) gerne verspeisen, verpasst dann allerdings die filigranen lilablauen Blüten-kerzen, mit denen sich die Pflanze im Mai und Juni ziert. Zeitgleich mit der essbaren blüht die Leichtlin-Prärielilie (C. leichtlinii). Kulinarisch hat diese Art zwar nichts zu bieten. Dafür ist sie deutlich robuster als die zarte Camassia quamash und hält, wenn sie auf mäßig feuchtem Boden der Sonne entgegen-wachsen darf, ihrem Gärtner viele Jahre lang die Treue.

Die Zwiebeln der Essbaren Prärielilie waren früher ein wichtiges Nahrungs-mittel der Ureinwohner Nordamerikas

Auf feuchten Wiesen im westlichen Nordamerika ist die Leichtlin-Prärie-lilie ursprünglich zu Hause
Hasenglöckchen
Schon seltsam, dass hierzulande kaum jemand das Hasenglöckchen kennt … in England ist die grazile Zwiebelblume das Symbol des Frühlings. Ganze Wald-böden sind dort überzogen mit ihren Blütenteppichen, die Gärten Hasen-glöckchenblau getupft. Die englische Art, Hyacinthoides non-scripta, präsen-tiert ihre nickenden, blauvioletten Blütenrispen am liebsten im frischfeuchten Halbschatten. Auf etwas trockeneren Böden kommt die spanische Variante, Hyacinthoides hispanica, besser zurecht. Sie blüht ebenfalls im April und Mai, meist in etwas blasserem Blau, mitunter aber auch in Weiß und Rosa.

Einfach entzückend, das Englische oder Atlantische Hasenglöckchen mit seinen anmutig nickenden Blütchen!

Das robustere Spanische Hasenglöckchen wird bisweilen auch als „Waldhyazinthe“ angeboten
Milchstern
Er hat den Sprung geschafft! Längst wächst der Doldenmilchstern (Ornithogalum umbellatum) nicht mehr nur innerhalb des Gartenzauns. In vielen wärmeren Regionen Deutschlands trifft man die mediterrane Zwiebelblume ebenso in freier Flur, an sonnigen Hängen und Böschungen an. Auch im Garten wünscht sich die etwa 20 cm hohe Pflanze ein warmes, trockenes Plätz-chen, an dem sie von Mai bis Juni ihre milchweißen Blüten zeigen kann. Ein wenig später, von Juni bis Juli, präsentiert der seltenere Große Milchstern (O. magnum) seinen fein duftenden Flor – nicht ganz auf Nasenhöhe, aber immerhin gut 80 cm über dem Boden.

Einmal im Garten, immer im Garten – wo der Doldenmilchstern Fuß gefasst hat, breitet er sich meist sehr stark aus

Den Großen Milchstern aus dem Kaukasus sieht man hierzulande nur selten – schade eigentlich, denn die Pflanze ist gut winterhart
Zierlauch
Bereit für die geballte Schönheit? Der hoch aufragende Zier- oder Iranlauch (Allium aflatunense) ist die Sensation im Spätfrühlingsgarten. Doch auch sei-ne kleineren Geschwister können sich durchaus sehen lassen: schon Anfang Mai erblüht der nur etwa 20 cm hohe, dafür sehr ausbreitungsfreudige Glöck-chenlauch (A. triquetrum), ebenso der niedrige Zwergkugel- oder Blauzungenlauch (A. karataviense) und der doldige Einblättrige Lauch (A. unifolium). Gegen Ende Mai stößt der Sternkugel-Lauch (A. christophii) mit seinen metallisch glänzenden Blütchen dazu. Auch Allium nigrum, der weiß blühende „Schwarz-Lauch“ hat seine Hoch-Zeit im Juni. Den Schlusspunkt im Juli setzt der Kugel-lauch (A. sphaerocephalon), dessen rosarote Blüten eigentlich eher eine Kegelform besitzen.

Auf bis zu 80 Zentimeter hohen, schlanken Stielen wippen ab Juli die rosaroten Blüten des Kugellauchs

Der Sternkugellauch liebt mageren Boden. Übermäßige Düngung, insbesondere mit Stickstoff, führt zu Stängelbruch

Wie bei allen Zierlaucharten vergilben auch die Blätter des Schwarz-Lauchs schon während der Blüte – deshalb besser weiter hinten ins Beet pflanzen!

Nach der Blüte bildet der Iran-Lauch große, kugelrunde Samenstände, die den Garten bis in den Herbst hinein zieren
Fotos: Stefanie Schäffer