Auf Trendjagd in England (Highlights vom RHS Hampton Court Palace Garden Festival in London)

Auf Trendjagd in England
Highlights vom RHS Hampton Court Palace Garden Festival in London

Es gibt einige Juwelen im Terminkalender der englischen Gartenszene. Eine davon ist zweifelsohne das zweitgrößte Gartenshow-Event der Royal Horticultural Society im Juli, das Hampton Court Palace Garden Festival im Südwesten Londons. Eine Woche lang werden auf dem Gelände des malerischen Palasts von Hampton Court, in dem einst Heinrich VIII. residierte, aufsehenerregende Schaugärten und Pflanzentrends präsentiert und prämiert. Wer die weltberühmte Chelsea Flower Show kennt, kann bei diesem Event aufatmen, denn alles ist weitläufiger und entspannter. So macht es Spaß sich zwischen den einzelnen Schaugärten und Ständen der Aussteller treiben zu lassen. Eine kleine Delegation unserer Gärtnerei war für Sie in diesem Jahr in Hampton Court auf Trendjagd und kehrte mit einem Koffer voll spannender Eindrücke, Fotos und Interviews zurück nach Laufen. Lassen Sie sich hier von den neusten Trends und Ideen inspirieren.

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Farbtrends: We love plum colour!

Neben den klassischen Staudenkombinationen in kühlem Blau – Silber – Grau, zum Beispiel aus Edeldisteln (Eryngium), Fingerhut (Digitalis), Wermut (Artemisia) und Storchschnabel ‘Rozanne’ punktete in diesem Jahr eine Bepflanzung der Showgärten in Purpur-Pflaumenfarben in Kombination mit warmen Apricot. Nachpflanzen ist ganz leicht: Pupurglöckchen (Heuchera) und Kugelköpfiger Lauch(Allium sphaerocephalon) zusammen mit apricotfarbener Schafgarbe (Achillea) zaubern die Trendkombi in jedes Beet. Auch Scheinsonnenhut (Echinacea) in warmen Farben war ein gern verwendeter Partner in den Schaugärten.

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Back to Nature

Neben den mit Spannung erwarteten Farbtrends zeichneten sich in diesem Jahr vier große übergeordnete Themen ab, die einen deutlichen Wandel der Gartendesignwelt zeigen: Natürlichkeit, Nachhaltigkeit, Biodiversität und Klimawandel! Statt großblumiger Pflanzen dominierten vielfach zarte Wildstauden und Gräser das Bild. Ob eine wilde Wiese um entzückende hölzerne Gewächshäuschen für Selbstversorger oder eine luftige Begleitung eines Sitzplatzes - Margerite, Kerbel, Wiesenrauten und Co. waren die heimlichen Stars der Show. 

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Biodiversität & Natürlichkeit

Einer der wichtigsten Trends ist die naturalistische Gestaltung von Gärten. Mit der Verwendung von nektarreichen Pflanzen mit Wildblumencharakter werden Insekten, Vögel und Kleinsäuger angelockt. Verschiedene Accessoires wie Vogelhäuser, Wildbienenhotels und niedrige Wasserstellen sorgen ebenso wie scheinbar zufällig im Garten verteilte Steinhaufen und Holzstapel für beste Lebensbedingungen. Der perfekt manikürte Rasen weicht einer Wild - blumenwiese, die nur einmal im Jahr, im August, gemäht wird. Zu den gern gesehenen Pflanzen-Highlights des Gartenfestivals in Sachen natürlicher Look zählten unter anderem die Gefüllte Wiesenraute (Thalictrum ‘Splendide White‘), der weißblühende Wiesenknopf (Sanguisorba tenuifolia ‘Alba’) sowie die Gartenschmiele (Deschampsia). Der naturalistische Look muss dabei nicht immer den informellen Charakter eines Wildblumenbeetes haben, die Verwendung von Pflanzen in verschiedenen Grüntönen beispielsweise zaubert Ruhe ins Beet, während edel vor sich hin rostende Cortenstahl-Elemente Blickpunkte schaffen. Kleinblumige Stauden oder Wildblumen, die sich um versteckte Sitzplätze weben, oder bienenfreundliche, ungefüllte Rosen in Kombination mit heimischen Sträuchern lassen die Natur im eigenen Garten lebendig werden.

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Nachhaltigkeit & „Essbare“ Gärten

Der Trend zum Anbau von Obst, Gemüse und Kräutern passt sowohl zur natürlichen Gartengestaltung als auch zum Thema Nachhaltigkeit und Gesundheit: Was gibt es Besseres als frische Köstlichkeiten aus dem eigenen Garten? In Hochbeete gepflanzt, sind Anbau, Pflege und Ernte rückenschonend zu bewerkstelligen. Riechen, schmecken, fühlen – von wegen, ein Gemüsegarten ist langweilig: Ein solcher Garten bietet ein immer neues sensorisches Erlebnis für Jung und Alt. Und wem ein reiner Gemüsegarten nicht liegt, der ergänzt seine Staudenbeete mit Essbarem wie Beeren, Kräutern sowie attraktivem Gemüse wie Rotem und Gelbem Mangold. Stauden, also Pflanzen, die jedes Jahr wieder blühen und lange an einem Standort gedeihen, sind per se nachhaltig. Wenn sie dazu noch anspruchslos sind und eine lange Blütezeit haben – umso besser. Zu den Lieblingen der Flowershow-Gartendesigner zählten Storchschnäbel wie die Sorte ‘Rozanne’ (Geranium), die in den Showgärten des Gartenfestivals ebenso häufig zu finden war wie die Schafgarbe (Achillea) und der Kerzenknöterich (Bistorta). Sich selbst versamendes Eisenkraut (Verbena bonariensis) sowie das Spanische Gänseblümchen (Erigeron karvinskianus) waren ebenfalls häufig in den Pflanzungen zu finden. 

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Klimawandel

In Zeiten des Klimawandels werden Trockenheit tolerierende Pflanzen aus allen Teilen der Welt interessant – ein weiteres wichtiges Thema des RHS Hampton Court Palace Garden Festivals. Der „Drought Tolerant Garden“ (trockenheitstoleranter Garten) wurde als Hommage an Beth Chatto angelegt, die bewies, dass sich mit den richtigen Pflanzen an trockenen Standorten eine reizvolle, blütenreiche Gestaltung kreieren lässt. Der Schaugarten kombinierte unter anderem das Federhaargras (Stipa tenuissima) mit Zierlauch (Allium), Lavendel, Mannstreu (Eryngium) und Agaven. All die Bepflanzungsideen und Themen des inspirierenden Gartenfestivals hinterlassen ein lange nachklingendes Bild: Vertrauen wir auf die regenerative und positive Kraft der Natur, so dient dies nicht nur unserem eigenen Wohlbefinden, sondern auch all den großen, kleinen und winzigen Bewohnern unseres grünen Mikrokosmos. Dazu sollten wir mit der Natur arbeiten, anstatt gegen sie, und offen werden für die vielfältigen Wege hin zu einem lebenswerten und gesunden Umfeld. Im Kleinen wie im Großen.

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