Gärtnern und das Sich-Beschäftigen-mit-Pflanzen birgt viele Vorteile für unsere körperliche und mentale Gesundheit, sogenannte "health benefits". Was Gartenfreunde schon lange wussten, wird nun durch immer mehr Studien belegt. Schlafprobleme, quälendes Gedankenkarussell, mangelnde Fitness, all das lässt sich durch regelmäßiges Werkeln im Garten und auf dem Balkon lindern, wenn nicht sogar beheben. Unsere Gartenexpertin Anne Rostek beleuchtet für Sie all das Gute, das Gärtnern mit sich bringt.
Bitte einmal erden
Wir leben in einer Welt, in der viele Menschen kaum bis gar keinen Kontakt mehr zur Natur haben. Dass aber der Kontakt mit Erde und Pflanzen ein natürliches Bedürfnis von uns Menschen ist, zeigt sich an den vielen “Stadtgärtnern”, die in Kübeln und Kästen auf ihren Balkonen ein kleines Stück Grün kultivieren. In dem wir unsere Hände in die Erde stecken und darin herumgroffeln, erden wir uns, buchstäblich. Vielleicht haben Sie auch schon einmal von dem Trend “Earthing” (zu Deutsch: sich erden) gehört. Hinter dieser Praxis steht der Gedanke, dass der direkte Kontakt mit der Erde, z.B. durch viel Barfußlaufen, positive Auswirkungen (Entzündungshemmung und Steigerung des allgemeinen Wohlbefindens) auf den menschlichen Körper hat. Vieles deutet darauf hin, dass sich zumindest das allgemeine Wohlbefinden durch direkten Erdkontakt steigern lässt. Glücklich also, wer einen Garten hat, in dem er nicht nur in der Erde arbeiten, sondern auch an Sommermorgen barfuß durchs taunasse Gras schlendern kann.
Lass Deinen Händen freien Lauf
Viele von uns kennen das. Wir sitzen den ganzen Tag statisch auf einem Stuhl vor dem PC und bewegen uns nicht. Obwohl wir physisch kaum aktiv sind, fühlen wir uns gestresst und erschöpft. Vielleicht kreiseln zu allem Überfluss auch noch tausend negative Gedanken durch unseren Kopf. Hier ist regelmäßiges Gärtnern ein absoluter Segen, denn im Garten arbeiten wir mit unseren Händen und unserer Seele, während der Kopf Sendepause hat. Sobald wir pflanzen, Blüten ausputzen, unseren Buchs liebevoll in Form schneiden, umtopfen, säen, Rasen mähen oder unsere Hecke schneiden, wird es im Kopf immer stiller. Wie meditativ die Arbeit mit seinen Händen sein kann, können alle bestätigen, die z.B. Stricken als ihr Hobby haben. Auch ein direktes Ergebnis seiner Arbeit zu sehen, macht glücklich und zufrieden.
Tief durchatmen
Sie haben den ganzen Tag in geschlossenen, schlecht belüfteten Räumen verbracht? Sauerstoff, wo bist du?! Schaffen wir es nach der Arbeit oder am Wochenende in unseren Garten oder in unseren “Topfgarten” auf Balkonien, setzen wir uns automatisch mehr Sauerstoff aus. Das Ergebnis: Wir fühlen uns frischer und wacher. Man braucht also nicht zwangsweise joggen oder lange spazieren gehen. Besonders effektiv wird die Sauerstoffkur durch gärtnerische Tätigkeiten, bei denen der Kreislauf ordentlich in Schwung kommt. Laub rechen, Hecken schneiden oder ein neues Beet anlegen sind alles Dinge, bei denen es einem gut warm wird.
Natürliches Lichtbad
Es braucht nicht erst Herbst zu werden, bevor es einem auf die Stimmung schlägt. Schlafprobleme, Depressionen und Verstimmungen können alle von einem Mangel an Tageslicht herrühren. Wissenschaftlich belegt ist, dass eine Erhöhung der Tageslichtmenge zu einer nachweislichen Linderung solch unangenehmer Beschwerden beiträgt. Wer sich also viel in Innenräumen mit Kunstlicht aufhält, für den ist Gärtnern in seiner Freizeit ein ganz besonders lohnenswertes Hobby, bei dem wir uns ganz nebenbei einer kräftigen Dosis Tageslicht aussetzen.
Weg mit dem Frust!
Es gibt sie, diese Tage, an denen nichts vorangeht, alles frustrierend ist oder gar schiefläuft! Wir sind geladen, wütend und wissen nicht wohin mit unserer schlechten Energie. So mancher greift sich dann die Sporttasche und geht ins Fitnessstudio oder zieht die Laufschuhe an. Das ist gut, denn körperliche Aktivität senkt Stresshormone in unserem Körper. Den gleichen Effekt erhalten Sie jedoch, wenn Sie im Garten eine körperlich etwas anstrengendere Tätigkeit finden. Ein Stück Rasen für die neue Wildblumenwiese entfernen, eine lange Hecke schneiden oder eine völlig verwilderte Gartenecke von Brombeeren befreien, alles, bei dem es einem die gärtnerischen Schweißperlen auf die Stirn treibt, ist gefragt! Mit jedem Schnitt und jedem Hammerschlag fühlen wir uns besser und ruhiger.
Fazit
Gärtnern hat viele positive Auswirkungen auf unseren Körper und unsere Psyche. Auf Grund der Vielfalt an gärtnerischen Tätigkeiten lässt sich diese Aktivität jeder Altersstufe und jedem Interesse anpassen. Der eine liebt seinen romantischen Cottagegarten, der nächste freut sich am Anbau von Obst und Gemüse, wieder ein anderer kultiviert besondere alpine Pflanzen in Töpfen oder schneidet kunstvolle Topiaries aus seinen Gehölzen, alles ist gleich wertvoll.
Also auf in den Garten!