„Seit meiner Kindheit bin ich verbunden mit der Staudengärtnerei Gräfin von Zeppelin in Laufen im Markgräflerland, in der meine Eltern als Gärtner arbeiteten. Die Gründerin der Gärtnerei, Nichte des legendären, in Konstanz geborenen Graf Zeppelin, ist als „Iris-Gräfin“ in die Geschichte eingegangen. Die im Mai und Juni dort blühenden Irisfelder sind seit vielen Jahrzehnten eine Attraktion für Menschen aus dem In- und Ausland und haben auch mich seit meiner Kindheit begeistert.
Die Iris (Schwertlilie) weist, vor allem in der Kulturform Iris barbata, ein in der Gesamtwelt der blühenden Pflanzen herausragend großes Farbspektrum auf. Sie hat, beginnend im 19. Jahrhundert, eine intensive züchterische Tätigkeit erfahren, die von Weiß bis fast Schwarz nahezu das gesamte Spektrum der Farben herausgearbeitet hat.
Ein Bezug zur Vegetation am Bodensee ist durch das Vorkommen wildwachsender Arten (Sibirische Schwertlilie, Sumpf-Schwertlilie) im Eriskircher Ried und anderen Uferrandzonen gegeben. Außerdem wird im „Hortulus“, dem berühmten Gedicht von Walahfried Strabo, dem Abt der Insel Reichenau im 9. Jahrhundert, die Schwertlilie beschrieben.
Seit über 20 Jahren trage ich die Idee in mir, das Farbspektrum der Iris in einer geordneten Form sichtbar zu machen und hierfür die Farbentwicklung von Weiß bis Schwarz mit fließenden Zwischentönen kreisförmig durch eine Pflanzung darzustellen. Auch soll ein Aspekt der Iris, der weniger bekannt ist, erfahrbar werden: ihr bezaubernder Duft, der eine Vielzahl von Nuancen aufweist.
Susanne Weber, die von 1947 bis zu Ihrem Eintritt in den Ruhestand Obergärtnerin und rechte Hand der Gräfin von Zeppelin war, ist eine der größten Expertinnen auf dem Gebiet der Stauden und besonders der Iris und Autorin der Monographie „Iris. Die besten Arten und Sorten für den Garten“, Verlag Eugen Ulmer 1997. Sie hat eine immense Erfahrung mit der Konzipierung von Pflanzungen, auch bei Gartenschauen. Als ich ihr von meiner Idee erzählte, bestätigte sie mir, dass so etwas noch nie gemacht worden sei. Mit über 90 Jahren ist sie immer noch aktiv und begeistert von der Idee, dieses Projekt zu unterstützen.
Nachdem längere Zeit ein anderer Ort für den Farbkreis vorgesehen war, entstand schließlich die Idee, ihn auf einem runden Turm der Überlingen Stadtmauer zu platzieren, dem Rosenobelturm. Mitten in der Altstadt gelegen, lag er viele Jahre im Dornröschenschlaf. Er gehört zur Rosenobelschanze, die bisher für die Allgemeinheit verschlossen war. Hier entsteht im Rahmen der Landesgartenschau einer der Bereiche, die das bereits eindrucksvolle Ensemble innerstädtischer Parkanlage und Gärten der Stadt Überlingen dauerhaft bereichern sollen. Damit wird der Irisfarbkreis auch in künftigen Jahren zu sehen sein. Diese Idee ist als privat initiiertes Projekt, in Zusammenarbeit mit der Gärtnerei Gräfin von Zeppelin, in die Landesgartenschau Überlingen (Beginn 23. April 2020) aufgenommen worden. Entscheidenden Anteil an der Auswahl der Sorten hatte die Irisexpertin Regine Uhl aus der Staudengärtnerei Gräfin von Zeppelin. Die Fachfrau für Pflanzplanungen in der Staudengärtnerei, Anne Rostek, hat die detaillierte Planung der Begleitpflanzen durchgeführt, die die Attraktivität des Kreises auch nach der Irisblüte erhalten sollen.
Man gelangt auf einem geschwungenen, ansteigenden Weg auf die Höhe der Schanze und hat Zugang zum Turm mit seinem kreisförmigen Beet. Das Team der Landesgartenschau Überlingen 2020 GmbH, koordiniert durch Christin Grob, hatte alle Voraussetzungen dafür geschaffen, dass am 6. September 2019 die Iris- und Begleitstauden unter der Leitung von Anne Rostek eingepflanzt werden konnten. Mein beinahe 90-jähriger Vater wirkte ebenso mit wie einige Helferinnen des Vereins ‚Freunde der Landesgartenschau e.V.‘.
Nun hoffen wir auf ein gutes Einwachsen der Pflanzen, damit der Kreis im Frühling des kommenden Jahres seine ganze Pracht entfalten kann.
Von Dr. Christfried Preußler